Warum man Landschaften nicht nur am Morgen und Abend fotografieren sollte

Viele bekannte Landschaftsfotografen und Fachbücher verbreiten die Information, daß das beste Licht für die Landschaftsfotografie am Morgen oder Abend vor oder nach Sonnenauf- und Untergang und in der blauen Stunde vorkommt.

Dem kann auch ich nicht widersprechen. Beim richtigen Licht erhält man zur frühen oder späten Tageszeit durchaus schönere Landschaftsfotos. Dennoch mache auch ich im Sommer um die Mittagszeit Landschaftsfotos. Harter Kontrast? Na und! Die heutigen mordernen Digitalkameras haben einen wesentlich höheren Kontrastumfang. Wenn man im RAW-Format Aufnahmen macht, kann man da noch viel aus der Bilddatei herausholen. Sicher ist das Licht anders als am Morgen oder Abend oder in der blauen Stunde. Dennoch gibt es bei Mittagslicht fotogene Landschaftsmotive.

Königssee
Königssee

Gründe für Landschaftsfotos um die Mittagszeit bei grellem Sonnenlicht gibt es viele. Im Urlaub möchte man eine Stimmung und Eindrücke mit einem Foto festhalten. Da ist die Lichtstimmung der Landschaft zweitrangig. Landschaften im Frühjahr und Herbst wirken auch mit blauen Himmel sehr eindrucksvoll.

Weinlaub im Herbstaufgenommen
Weinlaub im Herbst

Zum einen steht die Sonne in diesen Jahreszeiten nicht so hoch als im Sommer. Dadurch ist der Blauanteil im Licht geringer. Auch wenn die Kontraste hoch sein können, nur im kräftigen Licht leuchten die Farben intensiv. Gerade im Herbst kommt so das Herbstlaub hervorragend zur Geltung. Wenn man Herbstlaub im Gegenlicht darstellt, leuchten die Farben sogar.

Auf Reisen und im Urlaub kann man sich einem Landschaftsmotiv nicht immer so lange widmen, wie man es möchte. Auf einer Bergwanderung gibt es manchen Fotospot, den man nicht zur optimalen Tageszeit antrifft. Soll man deswegen auf ein Foto verzichten? Das würde im digitalen Zeitalter keinen Sinn machen. Ich zumindest, würde mich sogar ärgern, wenn ich von manchen Motiven kein Foto gemacht hätte. Früher waren die Filme noch ein Kostenfaktor. Da hat man nicht jedes Landschaftsmotiv abgelichtet, da es ja Geld gekostet hat. Im digitalen Zeitalter hat man nur einmal die Kosten für die Speicherkarte. Danach gibt es keine Kosten für den Film und die Entwicklung mehr. Einzige Limitierung ist der Speicherplatz. Und den habe ich noch nie ausgereizt.

Tannheimer Tal
Tannheimer Tal

Ein weiterer Grund warum ich bei Sonnenschein tagsüber Landschaften fotografiere, ist die Infrarotfotografie. Wenn man bei Infrarotfotos den Wood-Effekt erzielen möchte, braucht man volle Sonne! Im infraroten Lichtwellebereich, wird das chlorphyllhaltige Blattgrün durchsichtig wiedergegeben. Bei Schwarzweißbildern ist Blattgrün weiß. Bei Farbbildern auch bzw. kann in der Bildbearbeitung in der Wunschfarbe eingefärbt werden.

Feldweg in Schwarzweiß Infrarot
Feldweg in Schwarzweiß Infrarot

Wie man sieht gibt es durchaus Gründe warum man auch bei hohem Sonnenstand Fotos machen kann. Auch hier gibt es durchaus fotogene Landschaftsmotive. Manche halten solche Bilder für Postkartenmotive. Aber lieber bringe ich ein gutes Postkartenmotiv vom Urlaub nach Hause, als gar kein Foto.

Interpretiert Tipps von anderen Fotografen bitte nicht als Regel. Fast jede Fotografen-Regel kann man auch erfolgreich brechen. Mit erfolgreich meine ich ein gutes oder sogar sehr gutes Foto. Gute Landschaftsfotos sind nicht nur am Morgen oder Abend realisierbar.