In der Landschaftsfotografie Vollformat vs APS-C? Welches Aufnahmeformat eignet sich für die Landschaftsfotografie am besten? Eine unter Technikfreaks heftige Diskussion. Der Vollständigkeit halber nehmen wir noch das Mittelformat und MFT-Format in den Vergleich. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere kleinere Sensorgrößen, welche in Kompaktkameras und Smartphones vorkommen. Beim APS-C Format gibt es zwei Varianten. Da die Größen ähnlich sind, erwähne ich diese nur.
Vergleich der Senorgrößen Vollformat und APS-C
Damit der Vergleich deutlicher wird, kann man auf der Grafik die unterschiedlichen Größen der Sensoren im Vergleich sehen. Von vielen Profis und Technikfreaks werden meist die größeren Sensoren favorisiert. Dennoch gibt es auch einzelne Ausnahmen.
Vorteile von größeren Sensor
Ein größerer Sensor erzeugt ein geringeres Bildrauschen. Bei schlechteren Lichtverhältnissen und höherer ISO sind damit technisch bessere Aufnahmen möglich. Ein größerer Sensor kann mehr Details und höheren Tonwertumfang wiedergeben. Gerade in der Landschaftsfotografie ist ein Sensor mit hohem Tonwertumfang sehr willkommen. Insbesondere bei Gegenlicht, Sonnenauf- und Untergang erzielt man damit bessere Ergebnisse. Allerdings kann man das auf Umwegen auch mit einem kleineren Sensor realisieren. Die Lösung sind ND-Verlaufsfilter und oder der Einsatz von HDR-Aufnahmetechnik. Mit beiden Möglichkeiten kann man den hohen Kontrast auf vergleichbaren Niveau ausgleichen.
Ein größerer Sensor hat mehr Platz für mehr Pixel. Bei Mittelformat reden wir von 50 bis 100 Mio Pixel. Beim Vollformat liegen wir aktuell bei 20 bis 60 Mio Pixel. Beim APS-C liegt die Auflösung bei 16 bis 30 Mio Pixel. Und bei MFT sind wir bei 16 bis 24 Mio Pixel. Je mehr Pixel desto höher ist die Auflösung. Eine höhere Auflösung bedeutet mehr Details. Stimmt das wirklich? Ja und nein. Auch die Größe der einzelnen Sensoren spielt eine Rolle. Am wichtigsten ist aber das Objektiv. Nur wenn dieses, solch hohe Auflösung umsetzen kann, erhalten wir auch mehr Details. Aufnahmesensoren werden inzwischen in relativ kurzen Zeitzyklen weiterentwickelt und verbessert. Die Entwicklung und Optimierung der Objektive für höher auflösende Sensoren kann da meist nicht Schritt halten. Zudem sind hochauflösende Objektive immer mit höheren Kosten und Preisen verbunden. Eine 50 Mio Pixel-Kamera bringt nur die hohe Auflösung, wenn das Objektiv diese Auflösung umsezten kann. Spart man am Objektiv, hat man nur die Auflösung einer 16 bis 24 Mio Pixel Kamera.
Bei einem größeren Sensor kann man ein Motiv bei offener Blende leichter bzw. besser freistellen. Bei einem kleineren Aufnahmeformat benötigt man für einen vergleichbaren Freistellungseffekt ein lichtstärkeres Objektiv. Inzwischen bieten das viele MFT und APS-C Kamerahersteller an. So gesehen ist dieses Argument inzwischen nur noch selten korrekt. In der Landschaftsfotografie ist das selten ein Argument, da wir in den meisten Fällen lieber eine hohe Schärfentiefe erzielen wollen. Das spielt die Freistellung nur bei sehr wenigen Motiven eine Rolle.
In der Landschaftsfotografie setzen wir sehr oft ein Weitwinkelobjektiv ein. Bei größeren Sensoren ist hier die Auswahl bei hervorragender optischer Qualität größer. Bei kleineren Sensoren kommt der Crop-Faktor zum tragen. Inzwischen gibt es aber auch für APS-C und MFT-Kameras eine gute Auswahl an Weitwinkelobjektiven in höchster optischer Qualität. Auch diese Lücke wurde von den Kamera- und Objektivhertellern stark reudziert.
In der Landschaftsfotografie vom Sternenhimmel und der Milchstraße haben größere Sensoren klare Vorteile. Zum einen kann man längere Belichtungszeiten nutzen, welche zu besseren Ergebnis führen. Durch den größeren Sensor wird die Erdrotation nicht so schnell sichtbar. Zu lange Belichtungszeiten sieht man an langezogenen Sternspuren. Auch das geringere Bildrauschen hat große Qualitätsvorteile gegenüber kleineren Sensoren.
Vorteile von kleineren Sensor
Ist der Sensor kleiner, verursacht er weniger Kosten. Bei hoher Produktionsmenge kann ein kleinerer Sensor preislich günstiger sein. Ein kleinerer Sensor erlaubt eine kompaktere Bauweise der gesamten Kamera. Dadurch wird die Kamera kompakter und leichter. Wer Landschaftsfotos mit längeren Wander- und Bergtouren macht, wird über jede Gewichtseinsparung seine Freude haben.
Den Nachteil geringerer Auflösung können derzeit nur wenige Kameras durch eine Aufnahmetechnik ausgleichen. Bei den MFT-Kameras von Olympus kann das Topmodell mehrere leicht versetzte Aufnahmen von einem Motiv machen und diese zu einem 50 Mio Pixel Bild verrechnen. Von Fuji gibt es euch eine MIttelformatkamera die diese Technik integriert hat und so bis zu 200 Mio Pixel Bilddateien produzieren kann. Da hier mehrere Aufnahmen hintereinander gemacht werden, eignet sich diese Methode nur für statische Motive. Bei manchen Landschaften mag das gehen. Sobald sich etwas bewegt, ist diese Aufnahmetechnik leider keine Lösung. Die Technik funktioniert nur mit beweglichen Sensor. Aktuell sind das immer Kameras mit integriertem Bildstabilisator. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß diese Aufnahmetechnik in zukünftigen Kameras öfter angeboten werden könnte.
Durch den Crop-Faktor hat man einen stärkeren Teleeffekt. Der Crop-Faktor geht immer vom Vollformat aus. Er ist ein Umrechnungsfaktor, der Brennweiten für die unterschiedlichen Sensorgrößen vergleichbar machen soll. Allerdings ändert sich hier nicht die physikalische Brennweite, sondern man erhält nur einen Bildausschnitt. Für meine Fuji APS-C Kamera nutze ich ein 70-300 mm Zoomobjektiv. Durch den Cropfaktor 1,5 entspricht das einem Bildausschnitt eines 105 – 450 mm beim Vollformat.
Vollformat vs APS-C in der Landschaftsfotografie?
Und nun? Welches Format eignet sich für die Landschaftsfotografie am besten? Wenn Geld keine Rolle spielt. Wenn du deine Kamera nicht über Stunden auf einen Berg schleppen musst oder deine Kondition das zulässt, dann ist eine Mittelformatkamera die maximale optische Qualität. Allerdings ist die Auswahl an Objektiven bei den meisten Mittelformatkameras nicht so groß wie bei den meisten Vollformat, APS-C und MFT-Systemen.
Beim Vollformat bekommt man die größte Auswahl an Objektiven und Zubehör. Welche Auflösung hier der Sensor haben soll, wird vom verfügbaren Budget abhängen.
Ich bin vor einigen Jahren vom Vollformat auf APS-C umgestiegen. Meine Nikon D610 hat wirklich knackescharfe Fotos gemacht. Allerdings war sie mir für Wanderungen meist zu klobig und zu schwer. Der Umstieg auf die Fuji X-T2 hat mir viel Gewicht beim schleppen erspart. Die Fotos sind mit dem hochauflösenden Fuji-Objektiven nicht schlechter. Lediglich die Umstellung auf ein anderes Kamerasystem hat bei mir ein paar Monate Zeit beansprucht. Inzwischen ist die Fuji ein vielseitiges Arbeitsgerät geworden. Durch das geringere Gewicht habe ich die Kamera fast immer dabei. Es sind viele Motive enstanden, welche mit einer schwereren Vollformat-Kamera nicht enstanden wären. Aber das ist meine persönliche Geschichte. Es mag durchaus Fotofreaks geben, die auch mit einer Mittelformat durch die Berge wandern.
Wem APS-C Kamera noch zu schwer und groß sein sollten, der wird beim MFT-System bei Olympus und Panasonic seine Traumkamera finden. Inzwischen gibt es für das System eine große Auswahl an hervorragenden Objektiven.
Fazit Vollformat vs APS-C
Eine leichtere Kamera macht mehr Spaß beim fotografieren. Sie ist flexibler einsetzbar. Sie ist leichter zum tragen. Das führt zu mehr Fotos. Das führt durch regelmässigem fotografieren zu besseren Fotos. Hier haben MFT und APS-C Systemkameras klar ihre Vorteile. Wer nur Fotos für das Internet machen will, dem reichen diese Sensorformate vollkommen aus. Auch für Poster und Ausdrucke bis zum Format 50×75 cm reichen diese Aufnahmeformat meist aus.
Das Vollformat oder gar eine Mittelformatkamera lohnt sich nur für den, der noch höhere Auflösungen benötigt. Jemand der großformatige Bilder ausbelichten lassen will. Jemand der einen höheren Tonwertumfang benötigt. Jemand dessen Kunden größtmöglichste Bilddateien wollen. Und jemand, der sich den wesentlich höheren Preis für die Kamera und die Objektive leisten kann.
Neben dem verfügbaren Finanzmöglichkeiten werden auch noch andere Fotomotive eine Rolle spielen. Was für Motive sollen sonst noch fotografiert werden? In der People-Fotografie ist eine einfachere Freistellung häufig ein Pluspunkt. Vollformat oder Mittelformat sind dafür bestens geeignet. In der Makrofotografie haben die kleineren Sensoren andere Vorteile. Hier können MFT oder APS-C besser geeignet sein. Wer Hochtzeitsfotos machen will, wird ein flexibles Kamerasystem brauchen. APS-C und Vollformat bieten hier eine große Auswahl an Objektiven und Zubehör.
Für mich ist derzeit der beste Mittelweg eine APS-C Systemkamera. Diese vereint viele Vorteile von MFT und Großformat. Die meisten Kamerahersteller haben ein umfangreiches Angebot an Objektiven und Zubehör. In den meisten Fällen wird der limitierende Faktor das Geld sein. Ich würde manche Landschaften am liebsten mit einer Mittelformatkamera machen. Mein Bankkonto lässt diese Investition derzeit leider nicht zu. Auf der anderen Seite wäre das nur bei wenigen Motiven sinnvoll. Für 99,9% der Motive komme ich mit der APS-C Kamera vollkommen zurecht. Damit ich kann ich meine Landschaftsmotive in vergleichbarer Qualität umsetzen. Am Ende müßt ihr selbst entscheiden welche Sensorgröße für eure Fotoaufgaben am besten geeignet ist. Dieser Artikel soll lediglich ein Denkanstoss. Er soll die Vor- und Nachteile zeigen.