Jeder der schon einmal bei Gegenlicht Fotos gemacht hat, kennt diese unschönen Lichtreflexe in den Bildern. Der Experte nennt sie Flares. Ich empfinde solche Flares in einem Bild meist als störend. Es gibt aber auch andere Ansichten über Flares. Manch Filmemacher nutzt diese Lichtreflexe sogar als Gestaltungsmittel. Eine Gegenlichtaufnahme ohne Flares wirkt manchen Regisseur zu langweilig. So werden durchaus alte Objektive bei Filmszenen mit Gegenlicht eingesetzt, nur um Flares als Stilmittel einzusetzen. Bei bewegten Bildern mag das durchaus gut wirken. Bei einem Foto hat ein Lichtreflex aber nur sehr selten eine positive Wirkung auf den Bildbetrachter.
Bei den meisten Landschaftsfotos möchte ich keinen Lichtreflex im Bild haben. Oft lenkt das den Betrachter von der Landschaft ab. Das Auge wandert immer wieder zu dem hellen Lichtfleck. Dazu ein Beispiel:
Findet irgend jemand diesen Lichtfleck unten auf der Wiese toll? Mich stört er. Das Auge wird regelrecht vom Lichtfleck angezogen. Er stört. Er lenkt vom Motiv Landschaft ab. Nun sind moderne Objektive meist gut bis sehr gut entspiegelt. Flares werden durch Beschichtungstechnologien stark reduziert oder sogar unterbunden. Aber glaubt mir. Es gibt kein Objektiv, welches keine Flares produziert. Bei sehr gut entspiegelten Optiken bekommt man die Flares durch leichte Verdrehung oder Neigung der Kamera oft weg. Allerdings verändert sich dadurch auch der Bildaufbau. Das Foto bekommt eine andere Wirkung. Vielleicht wirkt das Motiv dadurch weniger gut? Manchmal klappt das. In den meisten Fällen alledings nicht. Nicht immer will ich die Kamera neigen oder drehen, da sich der Bildaufbau dadurch verändert und zerstört wird.
Selbst mit den teuersten Objektiven lassen sich Flares nicht immer vermeiden. Klar gibt es gute Objektive, die selten oder nur schwache Flares bilden. Aber auch diese Flares werden meist als störend empfunden. Die Sonnenblende nützt bei einer direkten Lichtquelle nichts. Diese hält lediglich Streulicht von den Seiten ab. Direktes Licht kann die Sonnenblende leider auch nicht unterbinden.
Lösung 1: Flares bei Gegenlicht entfernen
Von dem Irrglauben, daß man Flares immer vermeiden kann, sollte man sich verabschieden. Kaufe ein sehr gutes entspiegeltes Objektiv und es treten Flares viel seltener auf. Meist sind es die teuern Objektive eines Herstellers. In den Kameraforen der jeweiligen Hersteller gibt es reichlich Diskussionen und Beispielfotos. Am Ende wird dort aber vieles schön geredet. 100% Flarefrei gibt es nicht. Bei kleinen Flares kann man diesen in einigen Fällen mit Bildbearbeitung entfernen.
In Lightroom gibt es ein Kopierwerkzeug. Das funktioniert sehr ähnlich wie der klassische Stempel in Photoshop. Bei Farbflächen ohne feine Struktur funktioniert das ganz gut. Damit kann man bereits manchen Lichtreflex erfolgreich entfernen.
In Photoshop gibt es verschiedene Retuschewerkzeuge. Der Stempel ist der Klassiker. Aber auch die neueren inhaltsbasierende Varianten sind tolle Werkzeuge. In den meisten Fällen ist es immer vom Motiv abhängig, was am besten funktioniert. Bei großen Farbflächen funktioniert der Stempel hervorragend. Bei feinen Details ist eine inhaltsbasierende Variante oft besser. Aber nicht immer wird das Retuschewerkzeug gute Ergebnisse liefern. In solchen Fällen braucht man eine andere Lösung.
Lösung 2: Flares bei Gegenlicht entfernen
Die zweite Lösung ist eine fotografische welche mit Bildbearbeitung kombiniert wird. Hier muß man bereits bei der Aufnahme daran denken. Mit dieser Methode bekommt man am saubersten und schnellsten einen Flare entfernt. Auch sehr große Flares lassen sich damit relativ leicht und effizient entfernen.
Schritt 1: Flares bei Gegenlicht entfernen
Dazu muß die Kamera auf ein Stativ gesetzt werden. Man macht die Aufnahme wie auf dem Foto oben. Danach macht man eine zweite Aufnahme und deckt mit der Hand die Lichtquelle, in dem Fall die Sonne, ab. Logischweise sind alle Einstellungen an der Kamera manuell gemacht worden. Nur so bekommt man das gleiche Ergebnis. Entfernung, Blende, Verschlußzeit und ISO sollten identisch sein.
Oh welche ein Wunder! Ohne Sonne gibt es keine Lichtreflexe! Die Hand vermeidet Flares. Die Hand ist eine Erweiterung der Gegenlichtblende. Allerdings stört die Hand das Gesamtmotiv.
Schritt 2: Flares bei Gegenlicht entfernen
Zu Hause am Rechner werden die beiden Fotos in Photoshop in Ebenen geladen. Ich mache das direkt aus Lightroom. Beide Bilder auswählen. Rechte Maustaste und über Bearbeiten in -> in Photoshop in Ebenen öffnen. Beide Bilder werden nun in Photoshop als eine Datei geöffnet. Das Foto mit der Hand wird ganz nach oben geschoben. Es werden beide Ebenen markiert und über Bearbeiten -> Ebenen automatisch ausrichten -> Auto und rechnen lassen. Die Ausrichtung mache ich sicherheitshalber. Trotz Stativ kann es leichte Verschiebungen geben. Diese werden damit wieder auf beide Bilder korrekt ausgerichtet.
Ich markiere das Handfoto und drücke die ALT-Taste und klicke auf das Symbol für Vektormaske hinzufügen. Es wird eine schwarze Maske hinzugefügt. Vom Handfoto ist nun nichts mehr zu sehen. Danach wähle ich das Pinselwerkzeug aus. Pinselfarbe weiß einstellen. Ich stelle die passende Pinselgröße ein und wähle 50 – 60 Härte aus. Je nach Motiv wird die Deckkraft auf 50 – 100% eingestellt. Meist reichen 100%. Nun klicke auf die schwarze Maske und male ein oder mehrmals mit dem Pinsel die Flares weg. Durch die Maske wird vom Foto ohne Flares der Bereich eingeblendet. Das Bild kann nun auf eine Ebene oder Hintergrundebene reduziert und gespeichert werden. Nach dieser Bearbeitung sieht das Foto wie folgt aus:
Der Horizont wurde in Lightroom noch etwas ausgerichtet. Aber das war es schon. So bekommt man Flares mit Photoshop entfernt. Bei kleineren Flares und nicht so feinen Strukturen geht es auch mit dem Stempelwerkzeug in Photoshop oder der Kopierfunktion in Lightroom. Bei so feinen Strukturen wie der Wiese oder größeren Flares geht das mit stempeln meist nicht so sauber. Da ist die Handmethode meist die bessere.