Landschaftsbilder

Stimmungsvolle Landschaftsbilder sind das Ziel eines jeden engagierten Landschaftsfotografen. Die wenigsten der guten fotografierten Landschaften entstehen durch Zufall. Nur in wenigen Fällen spielt der Zufall die Hauptrolle. Die meisten großartigen Landschaftsbilder entstehen durch präzise Planung im Vorfeld. Meinen Workflow in der Landschaftsfotografie habe ich bereits beschrieben. Aber fast jeder Landschaftsfotograf hat da seine eigene Methode. Eines ist bei den meisten guten Landschaftsfotografen gleich. In über 90% der Fällen sind die Fotos lange geplant worden.

Im heutigen Internet- und Smartphone-Zeitalter ist eine Planung auch wesentlich leichter geworden. Software und Apps unterstüzen einen dabei hervorragend. Mit Google Maps und Earth kann man sogar über das Internet eine mögliche Location grob einschätzen. Foto-Apps sagen die optimale Lichtstimmung am Abend oder Morgen exakt voraus. Das Wetter kann für die nächsten 24 Stunden meist sehr präzise vorhergesehen und eingeschätzt werden. Alles zusammen sind eine gute Basis für ein tolles Landschaftsfoto.

Weinberg im Herbstlaub im Sonnenuntergang
Weinberg im Herbstlaub im Sonnenuntergang

Allerdings geht mir in diesem Artikel nicht um die fotografische Umsetzung von Landschaftsbildern. Mir geht es darum was ein gutes Landschaftsbild ausmacht? Wann ist ein Landschaftsbild gut? Wann empfindet ein Betrachter eine Landschaft als weniger gut?

Die Entstehung von Landschaftsbildern

Fangen mir mal ganz von vorne an. Wann wurden in der Menschheit die ersten Landschaftsbilder dargestellt? Warum und wozu geschah das? Wir werden nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommen. Aber eine grobe geschichtliche Chronologie wird uns bewusster machen, wann und wo Landschaften als Bilder dargestellt wurden. Sozusagen der Ursprung der heuten Landschaftsmalerei und Landschaftsfotografien. Warum vermische ich hier Malerei und Fotografie? Weil es die Malerei vor der Fotografie gab. Logischerweise ist die Fotografie das jüngere Medium zur Wiedergabe von Landschaften. Wobei man sicherlich bei beiden Möglichkeiten zwischen realer und künstlerischer Wiedergabe unterscheiden kann.

Bereits 1600 v. Chr. wurden in Griechenland Landschaften als Fresko gemalt. Ebenfalls in Griechenland, entstanden im antiken Theater die ersten Bühnenbilder, auf denen auch Landschaften dargestellt wurden. In Rom wurden für das römische Theater Bühnenbilder nach griechischen Vorbild übernommen. Die Bühnenmalereien nahmen auch Einfluss auf die Freskenmalerei. Dort wurden häufiger Landschaften mit räumlicher Wirkung gemalt.

Todtmooser Wasserfall
Todtmooser Wasserfall

Erst im 14. Jahrhundert entstanden die ersten natürlichen Darstellungen von Landschaften. Mit Beginn der Renaissance sind Landschaften immer öfter Bestandteil in Gemälden. Bis ins frühe 17. Jahrhundert wurden Landschaften nur als Hintergrund dargestellt. Erst durch Nicolas Poussin und Claude Lorrain werden die Landschaften in den Vordergrund gestellt. Personen dienen nur noch als Staffage. Beide gelten Kunsthistorisch als Wegbereiter der Landschaftsmalerei. Im 17. Jahrhundert änderte sich in den Niederlanden, durch gesellschaftliche Veränderungen, der Bedarf an Gemälden spürbar. Durch den Protestantismus fiel die Kirche als Auftraggeber weg. Gut betuchte Bürger traten als neue Käuferschicht für Gemälde auf. Diese verlangten Portraits oder Landschaften von den Malern. Die Landschaftsmalerei realisierte zu dieser Zeit sowohl reale Motive als auch Fantieslandschaften.

Im 18. Jahrhundert ließ die Nachfrage nach Landschaftsgemälden nach. Erst im 19. Jahrhundert lebte die Landschaftsmalerei durch neue kreative Impulse neu auf. Maler wie William Turner, Caspar David Friedrich, Delacroix und Cezanne brachten durch ihre neuen Seh- und Malweisen neuen Schwung in die Landschaftsmalerei. In den 1930er Jahren folgte der Realismus in der Landschaftsmalerei. Der Impressionismus zeigt luftigere leicht abstrahierte Landschaftsdarstellungen. Claude Monet ist der wohl bekannteste Vertreter, dieser Maltechnik. Eine weitere Kunsthistorische Besonderheit sind die expressionistischen Landschaften von Vincent van Gogh. Im Klassizismus dagegen wird die reale Schönheit einer Landschaft dargestellt. Oft werden tolle Lichtstummungen eingesetzt.

Im 20. Jahrhundert war die Fotografie bereits auf dem Vormarsch. Bei Landschaftsmotiven ergänzten sich beide Wiedergabetechniken. Die Fotos von Alget dienten vielen Malern als Vorlage für ihre Gemälde! Ansel Adams suchte seine fotografischen Vorlagen in der realen Natur. Durch die perfektionierte Ausarbeitung seiner Schwarzweiß-Bilder reduzierte er Licht und Landschaft auf das wesentlich. Seine Bilder errinnern an die romantische Malerei. Für viele ist heute Ansel Adams der Urvater der Landschaftsfotografie. Ansel Adams hat seine Fotos meist mit einer Großformatkamera aufgenommen. Heute im digitalen Zeitalter kommen häufig moderne Aufnahmegeräte zum Einsatz. Das damalige Zonensystem wird heute vom Historgram abgelöst. Dennoch erfordern beide Techniken eine bewusste und gezielte Anwendung durch den Fotografen.

Weinberg Geradstetten
Weinberg Geradstetten

In der heutigen Landschaftsfotografie kann man diese in zwei Bereiche definieren. Zum einen die Landschaftsfotografen, welche die Natur in ihrer realen Schönheit wiedergeben möchten. Großartige Landschaftsfotos bestehen meist aus einer tollen Lichtstimmung kombiniert mit gelungener Bildgestaltung. Klingt in der Theorie einfach. Ist in der Praxis oft schwierig einschätzbar und umzusetzen. Trotz immer besser werdender Wettervorhersagen, kann man die Lichtstimmung nie zu 100% vorhersehen. Hier lässt uns die Natur bis zur finalen Aufnahme immer im unklaren. Sehr gute Landschaftsfotografen gibt es heute sehr viele. Ich möchte hier nur ein paar erwähnen. In der Kunst gefallen mir die klassischen Schwarzweißaufnahmen von Andreas Weidner und Michael Kenna sehr gut. Schlichte Motive mit großartigem Tonwertumfang. Micheal Kenna hat die Gabe ein Motiv auf das wesentliche zu reduzieren. Sein Japan-Bildband ist für mich großartige Fotokunst. Aber auch bei den realistischen Landschaftsfotografen gibt es großartige Fotografen. Max Rive aus den Niederlanden präsentiert atemberaubende Berglandschaften in mystischen Lichtstimmungen. Weitere großartige Landschaftsfotografen sind David Köster, Rainer Mirau, Stefan Hefele und viele weitere.

Landschaftsbilder und der Betrachter

Wie wirkt ein Bild auf den Betrachter? Diese Frage stellt sich nicht nur dem Landschaftsfotografen. Wer möchte, daß die eigenen Fotos beim Betrachter Gefallen finden, muß sich in den Betrachter hinein versetzen können. Ist das überhaupt möglich? Bis zu einem gewissen Grad ja. Viele Aspekte des Betrachters wird man auf diesen Weg allerdings nicht nachvollziehen können. Warum ist das so? Weil jeder Mensch andere und unterschiedliche Erfahrungen gesammelt hat. Und genau solche Erfahrungen fließen unbewusst bei einer Bildbeurteilung mit ein. Das Hirn sucht nach Parallelen aus der Vergangenheit. Wird solch eine Erinnerung gefunden, wird auf dieser Basis unbewusst entschieden. Ob richtig oder falsch spielt dabei keine Rolle.

Brühlbach
Brühlbach

Ob dem Betrachter ein Bild gefällt oder nicht, entscheidet er in Sekundenbruchteilen. Die wenigsten nehmen sich die Zeit, um ein Bild länger zu betrachten. In einem Museum ist das offenbar anders. Ich lerne gerne von den alten Meistern der Malerei. Deswegen besuche ich auch hin und wieder ein Museum mit bekannten Gemälden. Gut, bei den alten Meistern im Mittelalter gab es kaum Landschaftsmalerei. Landschaftsmotive war für finanzkräftige Auftraggeber meist uninteressant. Diese wollten lieber ihr eigenes Abbild oder das der Kinder oder Liebsten gemalt haben. Lediglich bei den kirchlichen Auftragsarbeiten wurden zum Teil Fantasie-Landschaften mit Personendarstellungen kombiniert. Ab dem 18. bis 20. Jahrhundert gibt dann einige Landschaftsgemälde, welche auch Inspiration für Fotografien sein können.

Menschen sind nicht gleich. Das ist gut so. Menschen empfinden unterschiedlich. Menschen können auch ein Landschaftsbild unterschiedlich beurteilen. Woran liegt das? Das liegt am persönlichen Geschmack. Wie entseht dieser? Aus einer Summe vielfältiger persönlicher Erfahrungen. Oft kann ein Betrachter nicht erklären warum er ein Bild gut oder schlecht findet. Welche Erfahrungen haben Einfluß auf die Beurteilung eines Bildes? Ich mache mal den Versuch diese Einlfußfaktoren aufzulisten:

  • Erziehung
  • Kulturkreis
  • Alter
  • Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse
  • Negative Erlebnisse
  • Positive Erlebnisse
  • Fachwissen allgemein
  • Fachwissen Kunst
  • Fachwissen Fotografie
  • Fachwissen Fototechnik
  • Fachwissen Bildgestaltung
  • Fachwissen Perspektive
  • Abnutzungseffekt
  • Aktuelle Stimmung und Laune

Habe ich alles aufgelistet? Garantiert nicht. Wenn euch noch was einfällt, bitte als Kommentar hinterlassen. Gerne ergänze ich diese Liste. Was ist der Abnutzungseffekt? Das kennt ihr sicherlich auch? Wenn ihr ein Fotomotiv zum wiederholten Male präsentiert bekommt. Auch wenn die Umsetzung großartig ist, wird das Motiv unbewusst nicht so hoch eingeschätzt. Durch Wiederholungen nutzt sich ein Motiv schnell ab. Das kann soweit gehen, daß man ein Motiv irgendwann nicht mehr sehen kann. Beim Anblick, ist der erste Gedanken: Nicht schon wieder. In der Landschaftsfotografie erlebe ich persönlich diesen Abnutzungseffekt häufig. Wenn es ein tolles Landschaftsmotiv gibt, wird dieses in kürzester Zeit von vielen anderen Fotografen nachgemacht. Die ersten neuen Umsetzungen sind ja noch Ok. Irgendwann kann man das Motiv allerdings nicht mehr sehen. Für mich einer der Hauptgründe, warum ich meist keine beliebten Landschaftsmotive fotografiere. Das machen schon andere. Ich suche mir lieber noch weniger bekannte oder neue Landschaftsmotive. Damit unterscheiden sich meine Motive überwiegend von denen vieler Landschaftsfotografen.

Seelpsee im Allgäu bei Oberstdorf
Seelpsee im Allgäu bei Oberstdorf

Sehr wenige der bekannten Landschaftsfotografen zeigen neue oder noch weniger bekannte Landschaftsmotive. Für mich war das auch Grund, daß ich nur wenige Landschaftsfotografen unter den Links aufgeführt habe. Viele der Landschaftsfotografen zeigen überwiegend die gleichen Motive in ihrem Portfolio. Nur wenige Landschaftsfotografen präsentieren neue Motive. Nur wenige Landschaftsfotografen zeigen aus ihrer Region Fotomotive.

Zweck von Landschaftsbildern

Jeder Fotograf sollte sich die Frage stellen: Was ist der Zweck für das Landschaftsbild? Für wenn macht man das Foto? Was soll der Verwendungszweck sein? Der Hobbyfotograf wird einen anderen Zweck als ein Berufsfotograf haben. Und selbst beim Berufsfotografen kann es unterschiedliche Gründe für die Aufnahme eines bestimmten Landschaftsbildes geben. Will er nur sein Portfolio mit einem bekannten Motiv ergänzen? Macht er eine Auftragsarbeit von einem bestimmten Landschaftsmotiv? Die Beweggründe für ein Landschaftsfoto können sehr vielfältig sein. Mögliche Kriterien für ein Landschaftsbild können die folgenden sein:

  • Zur Übung
  • Kamera testen
  • Objektiv testen
  • Filter testen
  • Spaß an der Freude
  • Erinnerungsfoto
  • Das andere das Foto toll finden
  • Selbstbestättigung
  • Portfolio
  • Auftragsarbeit
  • Stockfoto
  • Internetpräsentation
  • Poster
  • Großformatige Vergrößerung
  • Panorama
  • Kreative verfremdete Darstellung
  • Natürliche Darstellung

Sicherlich gibt es noch weitere Kriterien. Hinterlasst weitere Kriterien als Kommentar. Gerne werde ich die Liste damit ergänzen.

Alte Rebe im Sonnenuntergang im Winter mit Eis
Alte Rebe im Sonnenuntergang im Winter mit Eis

Der Mensch beschäftige schon sehr lange mit der Darstellung von Landschaftsbildern. Auf die Fotografie hat die Malerei starken Einfluss. Die Grundlagen in der Bildgetaltung sind in beiden Fällen identisch. Was die Maler über Bildgestaltung schon früh wussten, kann von den Fotografen 1:1 übernommen werden. In einigen Fällen dient die Fotografie als Vorlage in der Malerei. In anderen Fällen versuchen Fotokünstler Landschaften in verfremdeten Maltechniken darzustellen. Beide Kunstformen vermischen sich zum Teil. Manche Leute halten die Malerei für kreativer. Dabei kann man auch in der Fotografie kreative und verfremdete Landschaften darstellen. Möglichkeiten gibt es da viele. Angefangen von Langzeitbelichtungen um Wasser fließen zu lassen. Oder einfach nur um unruhige Wasseroberflächen durch Langzeitbelichtungen zu glätten. Darüber hinaus gibt es viele Aufnahme- und Bearbeitungstechniken die Landschaften im neuen Erscheinungsbild darstellen. Die Infrarotfotografie verfremdet manche Bildbereiche in den Grauabstufungen oder Farben. Landschaftsfbilder können auch fotografisch künstlerisch umgesetzt werden. Ob diese als Kunst angesehen werden, wird vom einzelnen Betrachter abhängen.

Zweck dieses Artikels?

Ganz schön viel Theorie? Ganz schön viel Blabla? Mag sein. In erster Linie möchte ich mit diesem Artikel sensiblisieren. Einfach mal darüber nachdenken, was man mit einem Foto bezwecken möchte. Einfach mal darüber nachdenken, warum der eine Betrachter ein Foto toll findet und ein anderer über das Foto nur Kritik findet? Vielleicht erleichtert es euch zukünftig, im Umgang mit Kritik an euren Bildern?

Landschaftsbilder - Nadelwald
Landschaftsbilder – Nadelwald

Ich hoffe sehr! Kritik ist positiv, wenn sie konstruktiv ist. Überlegt euch, ob an einer Kritik etwas wahres ist? Wenn ja, denkt darüber nach, ob die Kritik zur Verbesserung beim nächsten Foto führen könnte? Wenn nein, ist die Kritik für euch belanglos. Ignorieren oder höflich bedanken reichen hier aus. Führt die Kritik zur Verbesserung zukünftiger Aufnahmen, bedankt euch beim Kritiker. Schließlich hat er euch geholfen, damit ihr euch verbessern könnt. Fotografieren bedeutet ständiges lernen. Ihr werdet auch in der Fotografie ständig neues dazu lernen. Neue Techniken werden auch in Zukunft neue Möglichkeiten bieten. Bleibt neugierig und offen gegenüber Neuem. Nur so könnt ihr euer Wissen vertiefen und euer fotografisches Können verbessern.

In dem Artikel gab es keine technischen Hinweise. Keine Infos über die Kamera oder das passende Objektiv. Kein Hinweis auf die Bildbearbeitung. Dennoch halte ich solche Gedanken für hilfreich, da sie mehr Verständnis für manche Kritiken und Beurteilungen von Landschaftsfotos bringen. Wer sich vor der Aufnahme über Sinn und Zweck des Bildes Gedanken macht, wird zielorientierter fotografieren. Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bessere Fotos machen. Zumindest bessere Landschaftsbilder für seine Zielgruppe.

Genug der Denkanstösse. Geht raus und macht Landschaftsbilder. Gut Licht wünsche ich allen Lesern und Landschaftsfotografen!